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Vier Jahreszeiten
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Vier Jahreszeiten
Vier Jahreszeiten
Ein Trip mit Regen, Sonne, Schnee und Eis. Schon mal einen gefrorenen Wasserfall gesehen ? Wusstest du, das im Harz das kleinste Königreich der Welt liegt ?

Ein neuer Monat ... neues Glück. Wie jeden Monat waren wir zu dritt verabredet um dem Berg zu zeigen wo der Frosch die Locken hat.
Ein Unterschied war, das ich einen Abend vorher nen juten Satz Kopfschmerzen verpasst bekam und daher recht schnell formschlüssig zwischen Bettdecke und Laken schlüpfte. Lars war gesundheitlich auch angeschlagen und Andre war mal gänzlich raus für die Tour. Lediglich Janine strahlte wie immer und war scheinbar voller Tatendrang.
Warum heißt der Teil meiner kleinen Harz-Geschichten "Vier Jahreszeiten" ? Die Geschichte wurde von mir so genannt nachdem Janine genau das auf unserer Tour feststellte. Im Prinzip haben wir alle vier Jahreszeiten erleben dürfen. Es war angenehm kühl als wir ankamen. Es war schön warm oben in der Sonne. Der Wald vermittelte im halbdunkel das Gefühl von Herbst und natürlich hatten wir wieder jede Menge Schnee ... so kurz vor Beginn der Motorrad Saison. Auch wird diese kleine Geschichte wohl nicht ganz so wie die vorige, denn was wir hier erlebten - sicher nichts schlimmes, aber es war nicht lustig.
Bevor ich es vergesse - kommenden Monat gibt es nix hier mit Harz und so. Wir sind am 21.4. beim Spreewaldmarathon in der Disziplin "Wandern" als Team "Die Weltenbummler" am Start. Also wer anfeuern will .... jetzt aber zu gestern.
Eigentlich hatte ich gar nicht richtig Lust dieses mal, machte mich aber trotzdem früh auf den Weg Janine und Lars abzuholen.
Am Bahnhof angekommen parkte ich die kleen A-Klasse exakt mittig in einer Parklücke für einen Panzer. Krimskrams aus dem Kofferraum zusammen gesammelt und auf gings zum Bahnhof.
Kippen und Käffchen und dann ein Blick auf\'s Schild am Bahnsteig 3. Was fehlte dort .... die Anzeige 7:45 Uhr HEX nach Thale. Da wir das Rätsel zu dritt nicht gelöst bekamen gingen wir zur Information der Deutschen Bahn. Wer die Bahn kennt ... fataler Fehler.
Eine nette Mitt-Fünfzigerin erklärte uns prompt, das es da ja jetzt eine Baustelle gäbe und die Bahn heute nicht fährt. He Spitze .... kurz vorher noch auf'n Fahrplan geschaut - dort stand nix von einer Baustelle. Da war sie also wieder die gemeine und plötzlich auftauchende Bahn-Baustelle - dieses noch so unerforschte Wesen.
Aber die gute Informationsdame war noch nicht am Ende mit Ihrem Bahn-Latein. Wir könnten doch bis Magdeburg, dann mit der Hexe (die ja dort wieder fuhr) bis - hab den Namen vergessen - und von \'hab-den-Namen-vergessen\' mit dem Bus bis zu unserem Ziel dessen Namen ich auch vergessen habe. Oker war es glaube. Jedenfalls könnten wir nach den Tickets gleich an dem Automaten schauen der hinter ihr stand. Freundlicherweise stand sie auf um zu schauen ob der auch noch da ist. Ihr Ernst ? Das Ding wiegt mehr als ich, das schleppt da keiner weg.
Janine fing gleich an zu tippen und fand schnell heraus, das uns ein Ticket nach Magdeburg 77,irgendwas Euro kostet. Lustig ... die HIN-Tour nur. Da is keine weitere Bahn oder ne Busfahrt mit drin. Rechnen wir hier weiter kommen noch mal 15 dazu für die nächste Bahn und ich überschlage der Bus ... 15 Euro. Das macht 107 Euro für uns drei. Hin .... nix zurück. Ick fall vom Glauben ab ... wir zahlen sonst 30 Euro ... Hin und auch wieder zurück und jetzt sollten wir über 200 Tacken berappen ?
Die Laune machte ne rasante Kurve Richtung x-Achse und wir standen da und überlegten. Icke - keene Lust mehr, lasst verschieben. Janine - ick fahr mit Auto. Lars - mir isses Wurscht. Spontan wie wir sind stiegen wir ca. 30 Minuten ins Auto und waren unterwegs.
Ungefähr drei Stunden später In Oker angekommen wechselte ich die Schuhe, wir checkten kurz das Equipment und machten uns auf den Weg zum ersten - dem einfachsten Stempel HWN 116 - der Verlobungs-Insel.
Die Strecke war entspannt - immer an der Oker entlang. Die Landschaft fantastisch und mit unsere Ankunft kam wie gewohnt auch die Sonne raus. Das Glück schien uns dieses mal hold zu sein.
Unser Weg rechts des Baches ging allerdings irgendwann nicht mehr weiter. Schluss - Ende. Wir suchten ca. eine halbe Stunde nach einer Furt oder einer Stelle wo man ohne Schuhe rüber kam. Nix zu machen. Wir drehten um und gingen zurück. Kannten ja den Weg.
Auf der anderen Seite ging es ein Stück an der Strasse entlang und nach kurzer Zeit kamen wir an den Oker-Stausee, welcher zur Hälfte zugefroren war. Lars und ich fachsimpelten über den eventuellen Fischbestand und das man hier mal angeln müsste. Wer weiß, ob es jemals dazu kommt.
Nach einer kurzen Pause ging es einen beschissenen Weg weiter. Ist wirklich so. Überall lag Hundesch Hundegedöns rum. Ich entschuldige mich jetzt schon bei allen vernünftigen Leuten aber ich war hier der Meinung das es nur Leute gewesen sein können, die hier die schwarzen Kacke-Tüten vermissten (gibt ja keine anderen) oder dachten, man ist ja hier in der Natur, da darf mein Hund das mal. Verzeihung, aber dann waren hier vor uns ca. 5.000 Hundebesitzer mit gleichem Gedanken und ich durfte hier wie ne kräftige Prima-Ballerina um die Kacke zirkeln. Um euch gleich mal die Bilder zu nehmen, ich bin nicht dick, mir stehen nur die Füsse zu weit hinten - SO.
Letztlich erreichten wir die Verlobungsinsel und ich muss sagen ... Leute - seit ihr in der Nähe dort, haltet an und geniesst es. Ist bestimmt im Sommer noch fantasterischerererer, aber das war echt beeindruckend. So ... zack - Stempel, was essen und weiter gings Richtung HWN 119 der Halleschen Hütte.
Auf dem Weg dorthin lagen leer- oder halbleer stehende Gaststuben welche sich selbst überlassen mehr und mehr verfielen. Schade drum dachten wir, da die echt gut aussahen.
Wir kamen an einem Parkplatz heraus auf dem ein Schild auf das kleinste Königreich der Welt hinwies. Gegenüber plätscherte der "Romkerhaller Wasserfall" hinter seiner fast zugefrorenen Fassade. Ein geniales Bild. Vorbei an einem kleinen Wasserwerk fiel unser Blick auf den Berg vor uns. Oben drauf Schnee und wir witzelten "Guck ma, wenn wir da rauf müssten." Naja ... kurzum - wir mussten. So langsam kenne ich mich aus mit Wegen die sich im Zick-Zack den Berg hoch schlängeln. Der hier jedoch ... nee. Der nahm keen Ende. Je höher man kam, desto schmaler wurde der und umso verschneiter bzw. vereister wurde er. Unser Leben haben wir riskiert sag ich euch. Nur für die Bilder und eine kleine Geschichte dazu. Janine hatte keinen Bock mehr, Lars war's wieder Wurscht und ick hatte als einziger n kleenes Grinsen im Gesicht. Warum weiß ich nicht, aber der Teil machte mir Spass.
Oben angekommen stand eine kleine Hütte und ein Schild mit der Aufschrift "geiler Abstieg". Da wir drei eine hervorragende Kombinationsgabe haben, konnte dort früher nur stehen "steiler Abstieg", denn geil ist anders, aber nicht dieser Pfad.
Selbst mit dem Wissen, das es scheinbar einen Nicht-Steilen Aufstieg gibt möchte ich dort nicht mehr hin. Die Aussicht ist sicher genial und durch das fantastische Wetter sahen wir weit hinten sogar schon die Windräder von Husum Flensburg keine Ahnung. Windräder halt. Nach einer Stärkung machten wir uns dann auch auf zum dritten und am weites entfernten Stempel HWN 118 Kästehaus.
Obwohl ich mir sicher bin unten irgendwo gelesen zu haben das dort zu ist wegen Renovierung freute ich mich darauf, dort meinen Getränkevorrat auffrischen zu können. Merke also ... dünne Luft macht Ignorant.
Jetzt hat es sich allerdings so zugetragen das auch in dem kompletten Wald Renovierungsarbeiten angesagt waren. Das stellte sich so dar, das Bäume kreuz und quer lagen oder bereits ausgerückt auf Stapeln am Waldrand.
Durch diese Rückerei - Stapelei - Renovierung wurden scheinbar einige unserer lebenswichtigen Wanderwegsschilder umgeholzt. He cool ... kennen wir, letztes mal war ja ähnlich. Also Technik muss helfen. Blöder Fehler weil, sobald man sich 20cm unter der Bergkuppe befand gab es kein Signal mehr für irgendwas. Funk nicht, GPS nicht, selbst BlueTooth war sich nicht ganz sicher.
Durch unsere alpine Erfahrung die wir über die Monate im Harz sammeln konnten machten wir uns erst einmal in Richtung Süden auf den Weg anstatt nach Norden. So lernt man den Harz kennen Freunde.
Wer unsere Route nachverfolgen will - hier ein paar Eckdaten.
Hallesche Hütte - Waldpädagogikzentrum (SüdOst) - Weg ohne Name in Richtung Steinbruch zum Ringweg (NordOst) - zum Kötenweg (NordOst bis WestNordWest) - Kästehaus / Kästeklippen
Am Kästehaus war natürlich nichts mit Getränke auffrischen, also schob ich mir aus trotz ne kleine Mini-Salami in den Mund und Lars gab mir wie auch beim letzten mal bereits sein Ginger Ale.Ich hatte nichts mehr.
Mein Handyakku war alle und schloss es an das Akkupack meines Sohnes an. Weil ich eine so clevere Sau bin hab ich das gute Stück aber nicht auf "Laden" gestellt, sondern nur die Taschenlampe angemacht.
Später hab ich mich dann bei Lars beschwert, das sein bescheuertes Ladekabel kaputt ist. Auch das hatte ich nämlich gekonnt zu Hause liegen lassen.
Ab jetzt ging es nur noch bergab - topologisch gesehen. Auf ging es zum letzten - dem vierten Stempel heute - HWN 117 Treppenstein.
Der war nicht sehr weit weg vom Kästehaus, doch die Strassen machten uns dreien echt zu schaffen. Die waren ordentlich vereist, so das man aufpassen musste wo man hin trat.
Nach einiger Zeit wie auf Eiern laufen kam ein Schild mit dem Stempel 117 und zeigte mitten rein in den Wald. Keine Strasse. Trampelpfad wäre geschmeichelt und ordentlich bergab. Na wenigstens kein Schnee mehr.
Wir suchten jetzt also nach einem grünen Stempelkasten in einem immergrünen Wald mit bodendeckendem grünen Moos und 75% Gefälle. Ick denke an zu Hause und ne heiße Wanne. Lars knickt vor mir um und holt mich in die Realität zurück.
Ich erinnere mich an die Worte eines weisen Soldaten der da sagte 'Lasst mich zurück, die Mission zählt' und schaue kurz Lars an.
Wir kommen an eine kleine abschüssige Stelle wo wir rüber müssen. Die ist völlig vereist und uns dreien ist klar, das wir hier wohl sterben werden. Es ist vielleicht nen Meter tief und nen Meter breit. Irgendwie werden wir immer weicher in der Birne.
Wir krallen uns an allem fest, was der Wald so kredenzt und hangeln uns die Schlucht hinunter und drüben wieder rauf. Glücklcih diese Gefahrensituation überlebt zu haben zeigt Lars einige Meter weiter auch schon auf den soebend entdeckten Stempelkasten.
Klar ... Janine vorne weg ist irgendwie gleich dran an dem Teil. Ich such mir nen anderen Weg und stelle fest, das hier alles voller Brombeersträucher ist. Man kann drauf wetten, das wenn man einen runter tritt so ein kleiner runzliger Brombeerstrauchast unter der Sohle hervorschiesst und sich durch die Hose in der Wade verewigt. Leise verfluche ich den Ast und den Strauch und überhaupt. Ick komme mir vor wie der Prinz auf dem Weg durch die Dornenhecke zu Dornröschen.
Mit zerkratzten Beinen stehe ick vor dem Kasten und mache fein säuberlich meinen Stempel ins Heft. So ... Nummer 4 - DU mich auch.
Ich habe im Kopf, das wir von hier aus noch ca. 15 Minuten laufen bis zum Auto und freue mich wie Bolle. Janine schmeisst Ihre App an und zerstört binnen Millisekunden mein Weltbild.
Es sind noch gute 3 Kilometer. Bei unserer derzeitigen Geschwindigkeit also noch ne Stunde laufen. Ich hab bei der letzten Tour gesagt, ick hab Beine ....bei dieser war es das erste mal, das sich in Oberschenkel und Wade Krämpfe ankündigten.
Wir liefen - was blieb uns anderes übrig - los und ich war mir absolut sicher, wenn ick hier und jetzt nen Krampf bekomme, fall ick zu Boden wie ne gefällte Eiche und warte auf den nächsten Helikopter. Ab wann gilt man eigentlich als vermisst ?
Zu dritt mussten wir kurz drüber lachen, das wir bestimmt nach 14 Tagen in der Bild sind oder so. Aufmacher Titel "Drei Wandersleut auf mysteriöse Art und Weise im Harz veschwunden - wurden sie vom Yeti verspeist ?"
Nun denn ... jetzt wurde es dunkel und mir leuchtete noch immer das Akkupack aus dem Rucksack.
Der Weg war wieder einer dieser "ich-mach-dich-bekloppt" Zick Zack Wege aber wenigstens ein breiter - matschiger. Wir sahen bereits die Lichter des Dorfes doch irgendwie kamen die nicht wirklich näher. Der Weg zog fast waagerecht seine Bahn und ich dachte "wenn wir da runter wollen, sollte der Weg etwas mehr am Gefälle mitarbeiten". Scheinbar tat er das, denn irgendwann traten wir aus dem dunkel auf eine Strasse und sahen auch gleich in vielleicht 100 Meter Entfernung das Auto stehen.
Was für eine Erlösung, wenn man endlich aus den Botten raus kann. Jetzt wurde mir auch kalt - ich war die ganze Zeit nur im Shirt unterwegs und ich zog mir ne Jacke über, stieg ins Auto und wir fuhren los.
Unterwegs machten wir noch kurz Halt an einer Tankstelle über die Lars und ich uns mehr Recht als Schlecht schleppten. Meine Hoffnung das mich bitte keiner sieht wie ich mich vorwärts bewege war natürlich sinnlos.
In der Tankstelle entglitt mir auch noch eine Plasteflasche. Diese sah ich schon in Zeitlupe auf den Verschluss knallen und durch die Tankstelle schiessen. Draussen gab es dan neinen Bordstein von 30cm Höhe. Ein schier unüberwindliches Hindernis für meine Oberschenkel. Ich drehte mich um und schaute wo Lars blieb, der sollte das Elend jetzt nicht sehen und ich wagte den Schritt. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube Janine, die am Auto wartete, hat sich köstlich amüsiert.
So Freunde .... in Potsdam alle ausgeliefert und umgestiegen ging es ab nach Hause.
Schluss - Aus - Feierabend. Ich bedanke mich bei meinen beiden Leidensgenossen, das ich wieder dabei sein durfte.
Bei euch Lesern bedanke ich mich dafür, das ihr wieder bis hier unten durchgehalten habt und würde mich über eure Feedbacks freuen.
Wir sehen uns am 21.4. im Spreewald oder kurz darauf wieder hier - sofern ihr mögt.
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