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1 Jahr später
1 Jahr nach der Operation
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1 Jahr später
Meine Magen-Bypass Operation ist nun 1 Jahr her
1-jahr-später
Jetzt ist so ziemlich genau ein Jahr vergangen und ich möchte dir hier vom positivien, aber auch vom negativen erzählen.
Was an erster Stelle steht und auch Sinn und Zweck der Operation war, ist natürlich die Gewichtsabnahme. Meine Operation liegt jetzt ziemlich genau ein Jahr zurück und ich bin bei knapp 80kg Lebendgewicht angelangt.
Weiter scheint es nicht zu gehen, oder ich gebe mir keine Mühe mehr. Klar, ich habe mich eingespielt auf die Gegebenheit, nicht mehr essen zu können was ich will und soviel ich will. Auch meine Familie musste sich hier glaube ich umstellen.
Man isst anders. Ich weiß gar nicht, wie ich es am besten verständlich aufbereite.
Ich esse beispielsweise so gut wie keine Nudeln mehr, oder besser gesagt, kleine Nudeln. Es tut einfach weh. Wie sich herausstellte, liegt es aber tatsächlich an der Größe. Kleine Nudeln kaut man wenig. Ich weiß, klingt völlig bescheuert. Große Nudeln wie Canneloni funktionieren viel besser. Man hat halt mehr zu kauen.
Auch Fleisch geht nur wenig. Faseriges Muskelfleisch geht so gut wie gar nicht. Auch hier böse aua ;) Lamm, Kalb, Hackfleisch funktioniert wieder gut. Ich merke - alles was jung ist / oder war *g*
Wie Hefe abgeht weiß jeder - macht er auch im Magen. Wenn der Magen deutlich kleiner geschnippelt wurde - nein, macht es nicht. Hefeklöße - die kommen ganz groß bei mir raus. Klingt komisch, ist aber dann programm.
Zuviel essen macht auch Spaß. Ein Löffel zuviel und man verbring den Rest des Abends auf dem Klo. Nicht so appetitlich vielleicht, aber es ist nunmal so. Bei mir fängt das im Magen fürchterlich an zu schäumen und man kommt sich vor, als hätte man die Tollwut.
Was ich auch durch Schmerz lernte ist das trennen von Essen und Trinken gleichzeitig. In der Vorbereitung und im Krankenhaus hieß das "Dumping". Es ist nicht nur unangenehm, es schmerzt wirklich bis der Kreislauf spinnt.
Wie Dumping entsteht ? Stell dir vor, du isst und der Magen ist gut voll. Dann kippst du dort irgendwas hinterher. Der Magen kommt hier gar nicht dazu, irgendwas zu verwerten. Es wird alles so wie es ist in die Darmschlingelei gedrückt. Mach es einfach nicht !
dazu kommt der Verlust von wichtigen Nährstoffen, die du eh weniger zu dir nimmst.
Jep - bisher alles eher negativ, aber lies weiter, das gute kommt wie immer am Schluss.
Der Kopf hat mit der Umstellung gut zu tun. Alles was ich früher gern und viel in mich reingeschaufelt habe, geht gar nicht mehr. Ich möchte soviel von dem guten Zeug essen. Eine schöne Portion Spirellis mit Hackfleisch oder Gulasch. Geht nicht.
Am Sonntag mal ein frisches lauwarmes Brötchen mit Marmelade. Geht nicht. Ich vertrage das Mehl nicht mehr und liege danach schäumend und mit Bauchschmerzen auf dem Sofa.
Also einkaufen gehen ist fürchterlich. Das ganze eh schon lockende Zeug. Heute stand ich vor einer Packung Pralinen, die mit Gin gefüllt waren. Da knallt's im Kopf aber los und dann kommt der magen und meint schmunzelnd: "Probiers mal". Penner.
Dann kommen hier die Knochen und Muskeln und der Rest vom menschlichen mechanischen Bausatz. Anfangs hat man das Gefühl, Muskeln und Sehnen sind alle zu lang oder nicht mehr vorhanden. Die Knie und Ellenbogen fangen an weh zu tun.
Im Supermarkt nach Fettarme fragen lohnt nicht, die hat man ja schon. Es baut also nicht nur Fett und so ab, sondern auch Muskeln. Ein weiterer unangenehmer Teil.
Genug des Gejammers - das Gute an der Sache.
Ich habe deutlich abgenommen - man sieht es und ich sehe es, wenn ich doch mal kritisch in den Spiegel schaue noch deutlicher.
In dem einen Jahr 40kg machen sich bemerkbar. Ich habe Haut für zwei stellenweise. Jetzt kommt hier und da: "Dann mach doch Sport, davon geht das easy weg" Wieder Pustekuchen. Sobald ich konnte, bin ich wieder joggen gegangen - was ja eines meiner Ziele war. Fünf Kilometer sind mein Anfang - aber das auch täglich. Hier machen aus oben genannten Gründen die Knie hin und wieder Probleme, also steht hier jetzt seit knapp 2 Monaten ein Rudergerät und ich verabschiede mich täglich zum Mittag zum Rudern von der Arbeit. Mittlerweile mache ich in den 30 Minuten Mittagspause jetzt bereits zwischen 4,5 und 5 Kilometer. Ist natürlich kein Vergleich zum Rudern auf dem Fluss, aber es macht sich sicht- und bemerkbar.
Ein weiterer großer Vorteil ist der Einkauf nach einer Magen OP. Es ist deutlich weniger geworden und so spart man doch die ein oder andere Mark.
Seit langem jetzt bestellen wir unser essen bei Anbieter, der einen mit einen freundlichen "Hello ... " begrüßt und sind bisher gut damit unterwegs. Wir bestellen für 3 Tage für 2 Personen und kommen damit sehr gut über eine Woche.
In der Vorbereitung wurde viel darüber berichtet, das der Körper nicht mehr alles aufnehmen kann und man daher ein Leben lang Supplemente, also Nahrungsergänzungsmittel zu sich nehmen muss. Wir haben genau einmal Soft-Chews Karamel wegen Vitamin D und einmal Soft-Chews Multivitamin wegen der restlichen Vitamine gekauft. Die Tüten sind zwar fast leer, aber mittlerweile mehr Deko als nützlich.
Es ist sehr wahrscheinlich bei jedem anders, aber ich benötige die nicht mehr. Ich war kürzlich zum 1-Jahres Checkup zum Blut abnehmen und meine Blutwerte sind besser als je zuvor. Wichtig vielleicht auch zu erwähnen, meine Diabetes Typ II ist weg und mein Blutdruck ist bestens. Also an der Stelle ein dickes Plus.
Was an Essen immer geht und ich gut vertrage ist der Vorname vom Reh - Kartoffelpü. Auch Risoni, wovon ich noch nieeeeee was gehört habe, aber die gute Seele in unserem Haushalt, meine Frau, mal mitbrachte, funktioniert prima. Hier allerdings aus Erbsen und keine Nudeln (ich vermisse mein Kritharaki). Was nach wie vor essbar ist, ist mein Schoko Soja Pudding. Ich höre den Aufschrei - WAAAAAAS ? Soja ? Schoko ? Bist denn du des Wahnsinns fette Beute ?
Mein Tag beginnt mit einer kleinen Schale Müsli und laktosefreier (auch hier vertrag ich die normale nicht mehr) Milch. Mittag fällt mittlerweile ganz weg, was sicher auch nicht so richtig ist. Abends dann mein mittlerweile übersichtlicher Teller mit Kartoffeln, Gemüse usw. Mittlerweile hab ich sogar mal Pilze probiert wo ich arge bedenken hatte. Fisch eher selten, da ich vorher schon keinen gegessen habe groß.
Hin und wieder trinke ich wenn ich unterwegs bin mal ein kleines Bier, das geht auch wieder und tut gut. Wobei das Stichwort Alkohol noch an dieser Stelle erwähnt sei. Bei mir ist der Alkohol deutlich schneller im Blut habe ich das Gefühl, bleibt aber auch nicht so lange. Ist vielleicht Einbildung, keine Ahnung.
So, (m)ein kleines Fazit.
Die Operation ist schwer und bitte nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Es ist leicht gesagt, so, Magen wech - ab morgen nehme ich eh ab. Klar, aber meine 80kg muss ich auch halten und das ist nicht immer einfach. Sei es im Supermarkt zu widerstehen oder Mittags dem Schweinehund beizubiegen, das man jetzt gemeinsam noch eine Folge "Better call Saul" schaut.
Überleg dir das gut wenn du so was vorhast und hole andere mit ins Boot. Leider gehen die Meinungen stellenweise seeeeehr weit auseinander.
Ich hatte in einem Nachsorgekurs (in dem ich der einzige Kerl war) Damen dabei, die sich darüber unterhielten, das sie ja nur noch 2 Burger essen können. Da ist mir doch glatt beinahe das Magenband gerissen.
Wenn du dich informieren möchtest, kann ich dir gern die MIC Klinik in Berlin empfehlen, in der ich war. Ich wurde hier gut beraten und die OP war unproblematisch - ich hab ja geschlafen :)
Wenn du Fragen hast, schreib mich gerne an und ich versuche dir diese zu beantworten so gut ich kann.