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Die Sache mit dem Bus
Ein lustiger Tourstart bei bestem Wetter.
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Die Sache mit dem Bus
Ein Busfahrer fragte uns kurz nach dem Start ob er uns mitnehmen soll. Wir lehnten ab und freuten uns trotzdem über die nette Geste.
Nach langer Zeit der Ruhe war es mal wieder so weit. Der Lars rief ... und dann der Harz. Der Plan waren dieses mal mehr als 2 Stempel mit Übernachtung im Wald irgendwo. Macht bestimt auch total Laune sich mit über 40 und nem kleenen Bandscheibenvorfall irgendwo in die Wallachei zu knallen um zu schlafen. Abgesehen von Rehen, Hirschen und patzigen Einwohnern soll ja auch der Luchs dort beheimatet sein. Machen wir uns nix draus, der bekommt uns eh nicht weggeschliffen.
Kurz nach 6 holte ich Lars ab und wie immer ging es zum Bahnhof nach Potsdam. Mir ist erst dieses mal aufgefallen wie viele Leute sich um diese Uhrzeit dort rumtrieben. Wir holten uns nen leckeren Kaffee und gingen zum Gleis runter, wo mir gleich noch etwas auffiel. Es sind immer die gleichen Leute die mit dem Zug nach Thale wollen.
Als der Zug kam setzten wir uns in so eine 4er Kombi von Sitzen und machten es uns bequem. Was ich vergaß zu sagen - wir hatten Rucksäcke bei. Groß, vollgepackt und schwer. Meiner wog zu Hause die Hälfte von mir. Ich hatte eine kleine Flasche Selter raus genommen und entschied, das es so gehen müsste. Nun hockte das Monster neben mir und grinste ... irgendwo innen drin.
Es war früh und nicht meine Zeit und wir hatten 3 Stunden fahrt vor uns. Eigentlich hätt ich gern ein Auge zu gemacht, aber Lars hatte Quasselwasser gesoffen und so kam es, das wir die ganze Zeit bis Thale über Gott und die Welt quatschten.
In Thale ging es zur Seilbahn zur Rosstrappe rauf und von dort zum ersten Stempel in Richtung Wilhelmsblick. Es ging am Anfang viel die Strasse entlang, was nicht so schön war, da dauernd Motorräder oder Quads an einem vorbeiknatterten. Ich würde das hier mit dem Motorrad sicher auch genießen, aber jetzt gerade ebend nicht und da störten die .... ALLE.
Wir mussten schon vor dem ersten Stempel völlig fertig ausgesehen haben, da plötzlich ein Bus neben uns hielt und der Busfahrer frage, ob wir mitwollen. Natürlich lehnten wir ab, strafften den Rücken und verließen dann auch bals die Strasse. Jetzt war es ein Wanderweg wie es sich gehörte. Es war cool .... wieder mal in der Natur. Vögel um einen herum und wir mitten im Wald. Ab und an führte der Weg an einer Trockenmauer entlang die irgendjemand vor ewigen Zeiten mal hier aufgestapelt haben muss. Sah genial aus.
Meine Arme waren taub und hingen völlig sinnlos an mir herunter. Seit meiner OP kann ich nix mehr auf den Schultern tragen was mehr als 7,5 Gramm wiegt. Irgendwas klemmt dann da und binnen Sekungen sind die Arme völlig sinnfrei. Zum Glück hatte ich heute einen Rucksack bei mit 18kg Gewicht und mir unten drunter. Man gewöhnt sich dran.
Zum Wilhelmsblick mussten wir durch eine kleine Höhle auf die andere Seite des Berges. Vor der Höhle stand ein Schild mit einem kleinen Gedicht, welches von einer zerfallenen Burg erzählte.
Auf der anderen Seite kamen uns 2 andere Wanderer freundlich grüßend entgegen. Ich - haha ... ich hatte mich belesen und kannte nun den Gruß der Wanderer. Also schmetterte ich den beiden ein fröhliches "Frisch auf" entgegen. Tja ... den ersten gleich mal gezeigt, wo der Frosch die Locken hat. Andere sollten noch folgen.
Wir machten uns an den Aufstieg zum Stempel, zu dem scheinbar kein Weg führte, sondern der nackte, pure Fels. Oben angekommen war nix zu sehen ausser ein Zaun, der vor abstürzenden Felsen schützen sollte - oder vor Wanderern die zu dämlich waren, 20 Meter weiter zu gehen und den Weg nach oben zu nutzen. Wir also kehrt marsch wieder runter und besagten Weg genutzt. Oben angekommen trafen wir auf ein Pärchen aus .... hmm ... aus'm Westen halt. Mit denen kamen wir so ein wenig ins Plaudern und stellten fest, das die beiden ungefähr die gleiche Route haben. Irgendwann verabschiedeten sie sich mit den Worten "Vielleicht sieht man sich ja nochmal". Ich dachte nur an mein Tempo, meine Arme und an die Strecke die noch vor uns lag. Also weiter ... HWN 65 stand auf dem Plan. Jetzt muss ich dazu sagen, das die 65 an einem Gasthaus lag. HAMMER ..... Bier her, Bier .... erst mal hinkommen.
Hier ging es ein Stück zurück auf der Strasse bevor es uns wieder auf einen Weg in den Wald verschlug. Der Weg war die erste Probe für mich. 21% Steigung und n Rucksack auf'm Rücken, der machte das 15% des Körpers nicht einsatzfähig waren. Das praktische an meiner windschnittigen Form ist jedoch mein Wohlstandsbäuchlein, welches in diesem Fall dafür sorgte, das ich nicht nach hinten kippe um ungebremst die Strasse zu kreuzen um dann in der Bode zum stillstand zu kommen. Also Männer, wenn euch jemand wegen eures Bauches was will ..... er hat definitiv seine Daseinsberechtigung. Danke an der Stelle natürlich auch an die Frauen, die selbigen an Ihren Männern zu pflegen wissen.
Es muss schon gegen Mittag gewesen sein, als wir an dem Gasthaus ankamen. Leute ..... Empfehlung³ hoch 3. Die Pension mit Gaststätte macht schon optisch echt viel her. Das essen ist lecker und die Bedienungen im Dirndl .... wow. Lars und ich bestellten erst mal ein schönes großes Radler und Lars dann einen Krustenbraten und ich ein gefülltes Schnitzel. Lecker.
Als ich mich dann in der Nähe in einen Holzthron setzte mit den Worten "Zapft ihr Narren, der König hat Durst" musste ein älteres Pärchen auf dem Parkplatz doch etwas schmunzeln. Egal ... wir hatten ein ganz anderes Problem. Krustenbraten / Schnitzel und Wandern vertragen sich ungefährt so wie das Beispiel, welches mir gerade nicht einfällt.
Irgendwie rafften wir uns auf und es ging weiter. Es ging zum "Bösen Kleef". Ich freute mich ein wenig wegen des Namens auf die Stempelstelle. Sie klang mysteriös und für mich etwas nach Piraten. Leider ist die Stelle an sich recht unspektakulär. Man hat einen wundervollen Blick in's Tal nach Altenbrak und auf die Berge gegenüber aber sonst. Naja .. wir zogen weiter. Der Plan war von hier nach Altenbrak, von dort mit dem Bus nach Thale und von Thale mit der Bahn auf den Hexentanzplatz. Hier dann irgendwo eine Schutzhütte gesucht um am Morgen dann ein paar schicke Fotos vom Sonnenaufgang zu machen. Kam etwas anders.
Es ging angenehm bergab in Richtung Altenbrak. Die Uhr zeigte etwas von 17:15 Uhr oder so. Langsam wurde es Zeit so 'ne kleine Unterschlupfschutzhütte zu finden. Ein Blick auf die Karte sagte uns "Ihr seit am Arsch". 8km bis zum nächsten Stempel und 14km bis nach Thale. Wir mitten in der Stadt, wo es mit Sicherheit keine Schutzhütte gab. Also auf zur Bushaltestelle. Bis dahin hielt ich immer wieder den Mittelfinger Daumen raus um geneigte PKW-Fahrer zu überreden, uns mitzunehmen. Diese Sorte Mensch ist in Altenbrak aber leider nicht zu finden. Der letzte Bus war vor 16 Minuten von hier nach Thale gefahren.
Ein Pärchen parkte gerade ihren Jeep aus und während Lars versuchte ein Taxi zu organisieren fragte ich die zwei mit triefender Freundlichkeit ob sie vielleicht so gnädig wären zwei gestrandete Wanderer mit nach Thale zu nehmen. Die gute Frau des Hauses fragte ob denn der Bus schon weg sei, was ich bejahte. Darauf kam dann nur "Tja, dann müsst ihr halt früher da sein, wir fahren jetzt zur Feier." Wisst ihr liebe Leser ... wer mich kennt ... naja ... ick wog plötzlich 6 Tonnen und hätte am liebsten dieses ganze Kaff abgefackelt. Leider kam mir mein Engelchen auf der Schulter zuvor und sagte mit Lars' Stimme "Lass jut sin, bringt eh nüscht sich da uffzurejen. Lass uns lieba los latschen".
Voller Freude ging es dann los. Natürlich gingen wir nicht 14km über asphaltierte Strasse. Nöööö .... abkürzen war die Devise ... rin in n Wald und ne Hütte zum schlafen suchen. Nächstes Ziel war ein Aussichtspunkt zwischen Falkenklippe und Mittelkopf. Angeblich gab es da eine Hütte. Es wäre schön gewesen. Man konnte von hier echt den Brocken sehen. Ewig weit weg zwar, aber bei gutem Wetter und das hatten wir. Nur was zum schlafen gab es hier nicht. Also weiter.
Seit geraumer Zeit sind die Füße noch unmotivierter als ich. Von der Wanderslust war nur noch ein Bruchteil übrig und den wollte ich mir eigentlich bewahren um damit ins Bett zu fallen. Unser nächstes Ziel ist Treseburg. Wieder eine kleine Stadt im Tal in knapp 2km Entfernung. Ich freu mich auf was zu essen und darauf, die Beine in die Horizontale zu strecken. Nach guten 45 Minuten sind wir in Treseburg angekommen und überlegen noch einen Blick auf die Abfahrtzeiten des Busses hier zu werfen oder weiter zu gehen. Wir entscheiden uns für die Haltestelle und lassen die auch ganz schnell Haltestelle sein, als Lars eine Schutzhütte entdeckt. Das Teil steht total abgeschirmt von der Natur mitten auf einem Parkplatz wo die ganze Nacht über Autos rauf und ruter fahren. Eh .. Parkplat ... nicht Autobahn wo Silvio pennen will. Wir breiten uns ordentlich aus, ich pfeif mir etwas Fleisch hinter und bin zu müde um noch irgendwas zu machen, also verschwind ich im Schlafsack.
Das Dach der Hütte ist so schräg, das man beim wenden aufpassen muss nich abzustürzen und beim aufstehen, das man sich nicht die Nase an den Pfosten aufhaut. Tolle Aussichten denk ich und überlege wie es ist, Nachts aufzuschrecken. Beide Arme im Schlafsack und dann mit Schwung von den drei Brettern die als Bett dienen abzustürzen. Schön, ohne die Hände aus dem Schlafsack zu bekommen um dann nach 40 oder 50cm ungebremst mit der Nase in der Schlacke einzuschlagen. Ich dreh mich um und schlafe ein - geschätzt 20 Minuten, dann fährt das erste Auto auf den Parkplatz und leuchtet unsere Bude komplett aus. Jetzt ist umdrehen angesagt. Also Gesicht zur Wand an der es vor Spinnenweben nur so wimmelt. Wahrscheinlich halten die die Hütte zusammen. Ein paar mal wälze ich mich so hin und her. An richtiges schlafen ist nicht zu denken. Irgendwann werd ich wach, weil der dreiviertel Liter Bananensaft vom Abend wehement raus will. Ick will aber nich aufstehen ... Schuhe anziehen ... maaaaaaaan - der Bananensaft gewinnt.
Irgendwann kommt jedoch immer der Tag. Es ist sieben oder viertel nach sieben. Jetzt ist es schätzungsweise das Fleisch vom Vorabend was meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Mit trüben Augen sehe ich am Parkplatzende ein WC. Geeeeiiiieeeeeellll ... mit purem Pessimismus an der Klinke gezerrt mit dem Gedanken "Die is doch eh zu" und was passiert ? Unglaublich .. kennt hier das Tor von damals aus der "Mini Playback Show" mit Marijke Armado ? Durch so ein Tor trete ich gerade und sehe am Klo eine Kasse, die 50 Cent von mir will. Ich suche in den Hosentaschen und habe 50 Cent nur in Kleingeld. Ick könnte schreien ... heulen ... beides gleichzeitig. In höchster Not nochmal in der Hosentasche gekramt kommen 50 Cent zum Vorschein. Jetzt aber ... Geld rein in die üble Klinkenkasse und ..... welch Befreiungsschlag. Glücklich kehre ich zu Lars zurück und prompt latscht auch er los. Eigentlich wollte ich ihm noch hinterer rufen, das es jetzt gerade vielleicht keine gute Idee ist, aber er ist schon zu weit wech.
Lars hat schon Wasser fertig und ich giesse mir nen schönen Kaffee ein. Ein Blick in mein MRE fördert einige Knäcke und Erdbeermarmelade zu Tage. Ick mach mir zwei Knäcke fertig und staune über die Marmelade die nebenberuflich wohl Tapezierleim ist.
Mit einem weiteren Griff zum MRE verpass ich meinem Plastebecher eine und der dankt es mir mit schwungvollem umkippen und verteilen des Kaffee's auf den Brettern und dem Boden. Der zweite Moment heute früh wo ich Puls habe. Ich fange an alles einzupacken.
Lars kommt zurück und erzählt mir davon, das er keine 50Cent hatte. Er ist auf die Klinke gestiegen und dann oben über die Wand drüber um dann wie er es nannte - eine Punktlandung hinzulegen. Perfektes Timing scheinbar.
Als wir fertig sind mit packen, schultern wir die Rucksäcke und machen uns auf den Weg Richtung "Weißer Hirsch". Nach 5 Minuten sind wir am Fuß des Berges den wir hinauf müssen. Es ist früh,Sonntag, mein Körper weiß noch gar nicht was los ist und ich stehe hier vor 21% Steigung. Klar ... Lars vorneweg.
Nach 45 Minuten sind wir oben und schauen auf Treseburg hinab und in der Ferne sehen wir viele weitere Berge. Es hat auch schöne Seiten dieses Wandern.
Die Strecke von hier bis zum Pfeildenkmal läuft sich gut und macht Spass. Ich bin bis hier davon ausgegangen, das es vom Pfeildenkmal bis zum Hexentanzplatz nur noch ein Katzenspring ist. Nun .... es sind nochmal gut 3,5km. Zu meinem Glück bleibt es bei der gleichen Höhenlage, so das wir nicht noch Millionen von Höhenmetern überwinden müssen.
Hatte ich eigentlich mal erwähnt, das ich mir für dieses bekloppte Hobby die teuersten Socken meines Lebens gekauft habe ? Diese 2 Stücken Stoff, die jetzt bereits übelst riechen dürften haben knapp 25 Euro gekostet. Wandersocken, gepolstert an den wichtigen Stellen und rutschfest. Jenau die sind jetzt um Mikromillimeter verrutscht und sorgen dafür, das ich auf der Sohle langsam aber stetig eine Blase bildet. Wenn die wenigstens groß wäre wie der Fuss, könnte Sie vielleicht n bisschen was abfedern. Nee - nicht die. Die bleibt klein und fies und tut mehr und mehr weh. Anhalten will ich nicht, da wir den Zug bekommen oder nochmal auf 3 Brettern pennen müssen. Also Hintern zusammenkneifen und weiter gehts.
Irgendwann kommen wir dann am Tierpark entlang und Lars stellt fest, es ist die Jahreszeit wo die Wölfe in den Gehegen sind. Später kommen wieder die Vögel dran. Er weiß also von meiner Theorie aus einer meiner anderen Geschichten hier. Sehr gut. Den Tierpark an sich müssen die während der Zeit die ich mal nicht hier war um 2km verlängert haben - kommt mir jedenfalls so vor. Als auch hier endlich das Ende in Sicht ist, haben wir es nicht mehr weit bis zum Hexentanzplatz und von dort zur Seilbahn.
Wat freu ick mich auf die Fahrt ins Tal. Mit freuden bezahle ich die geforderten 5 Euro (10 Mark oder auch 70 Ost-Mark !!!) und wir rücken uns in der kleinen Kabine mit den beiden großen Rucksäcken zurecht. Die Fahrt dauert etwas, es ist ein kleines Guckloch offen, wo wohl frische Luft rein soll. Die hat keine Chance ... die Sonne knallt auf die Plexiglasscheiben und wir zwei dünsten hier so derb vor uns hin. Unten schaffen wir beide unverletzt den Absprung aus der Kabine und machen uns auf den Weg zur Bahn.
Fast 4 Stunden später liege ich in meiner Badewanne und denke an Lars der noch nicht in die Wanne darf, weil Kindergeburtstag ist. Grinsend hole ich tief Luft und tauche ab.
Wieder einmal hoffe ich, das ich euch ein wenig mitnehmen und abholen konnte und bedanke mich für eure Zeit zum lesen. Empfehlt die Seite weiter, hinterlasse einen Kommentar und schwelgt mit mir etwas in der Ferne beim anschauen der Bilder (um die verkehr herum gedrehten kümmere ich mich. Warum das so ist weiss ich nicht).
Liebe Güße,
Silvio
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